Wie e-Wallets Geflüchteten in Jordanien dabei helfen, ihr Einkommen zu erhöhen

  • Autorin

    Kathrin Damian

  • Autorin

    Katharina Braun Botão

@ Clemens Hess / GIZ

Rund 700.000 Menschen sind in den vergangenen 10 Jahren von Syrien nach Jordanien geflüchtet. Ihre wirtschaftliche Situation ist oft sehr schwierig, die Hilfsleistungen, die sie von internationalen Organisationen wie UNHCR oder WFP bekommen, reichen in den meisten Fällen nicht für ein Leben in Würde. Syrische Geflüchtete in Jordanien arbeiten daher oft auch als Tagelöhner oder betreiben eigene kleine, oft informelle Unternehmen.

Bevor in Jordanien digitale Finanzdienstleistungen eingeführt wurden, war es für Geflüchtete eine große Herausforderung, ihr geringes Einkommen effizient zu verwalten. Um Geld zu empfangen oder für Strom- und Gasrechnungen zu bezahlen, mussten Geflüchtete oft einen ganzen Tag einplanen, weit fahren und viele Stunden Schlange stehen. Diese Zeit fehlte ihnen, um zu arbeiten. Das Geld musste bar zuhause aufbewahrt werden, wo es gestohlen oder verbrannt werden konnte. Auch fällt das Sparen von Bargeld bis zum Monatsende oft schwerer, weil es direkt verfügbar ist.

Seit 2015 finanziert das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit im Rahmen der Sonderinitiative ‚Flucht‘ ein gemeinsames Projekt von GIZ und der jordanischen Zentralbank. Das Projekt arbeitet daran, digitale Finanzdienstleistungen im Markt zu etablieren und explizit auch für Geflüchtete verfügbar zu machen. Dies ist keine Selbstverständlichkeit: In vielen Ländern der Welt, werden Geflüchtete vom formalen Finanzsystem ausgeschlossen, zu groß ist die Angst vor Terrorismusfinanzierung und zu klein die Profitaussichten für Banken. Heute, 8 Jahre später, erhalten 98% der Haushalte in Flüchtlingslagern und 60% außerhalb von Flüchtlingslagern digitale finanzielle Unterstützung von UNHCR und WFP über die mobile Geldbörse (e-Wallet).

© Clemens Hess / GIZ

Im Video erzählen Eman Alnajar und Wael Alhemsi, wie sich ihr Leben durch die Nutzung der e-Wallet verbessert hat. Sie empfangen Hilfszahlungen und Gehälter über die mobile Geldbörse und verlieren keinen wertvollen Arbeitstag mit Schlangestehen. Sie müssen nicht zusätzlich Geld für den Transport bezahlen und ihr Geld ist sicher verwahrt. Das ist insbesondere im Fluchtkontext wichtig, da sich oft mehrere Familien eine Wohnung teilen.

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Von den 2 Millionen e-Wallet Nutzer*innen sind 45% Frauen. Gerade für Frauen bieten sich neue Möglichkeiten der Selbstständigkeit durch die e-Wallet.

Hana Hawari betreibt eine kleine Näherei von zuhause aus. „Mit der mobilen Geldbörse kann ich meine Zahlungen einfach und schnell empfangen und Rechnungen begleichen. Ich spare viel Zeit und vermeide unangenehme Gespräche über Geld mit Fremden – ich fühle mich unabhängiger“, sagt sie.

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Wesentlich zum Erfolg des Vorhabens beigetragen hat die Kooperation mit UN-Organisationen wie UNHCR, WFP und UNICEF, die einen Großteil der Hilfe an Geflüchtete leisten. Diese Organisationen haben erkannt, dass e-Wallets deutliche Vorteile gegenüber Schecks, prepaid Geldkarten, Auszahlung von Bargeld oder die direkte Verteilung von Hilfsgütern hat – denn nur mobile Geldbörsen oder Bankkonten erlauben es den Nutzer*innen, jederzeit über ihr Geld zu verfügen, es zu sparen, weiter zu versenden und damit zu bezahlen. Gleichzeitig erhöhen sie auch die Effizienz der Hilfsorganisationen und tragen zu mehr Transparenz bei.

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist der politische Wille der jordanischen Zentralbank. Bereits 2016 hat sie sich öffentlich dazu verpflichtet, Geflüchteten in Jordanien Zugang zum formalen Finanzsystem zu ermöglichen. Seither wurde die Regulierung des Finanzsektors stetig angepasst und der Finanzsektor ermutigt, in Gegenden zu investieren, in denen viele Geflüchtete leben.