Digitale Transformation: Von der Strategie zur Umsetzung

  • Jan Ruebel

    Zeitenspiegel Reportagen

Die Zukunft wird jetzt gestaltet, und ihre Stellschrauben sind digital. Für Entwicklungszusammenarbeit bedeutet das: Digitalisierung ist nicht nur ein Querschnittsthema. Das BMZ hat diese Relevanz früh erkannt und baut seine internationalen Kooperationen um. Eine Alternative dazu gibt es kaum.

An einem Mittwochmorgen inmitten dieser industriellen Revolution checkt Jessica ihr Smartphone. Ein Klick, ein weiterer Job. Der Beginn eines weiteren Zwölf-Stunden-Arbeitstages in São Paulo, Brasilien. Jessica, 24, schultert eine Tasche und steigt in den Bus zur Innenstadt – eine von allein in Brasilien 600.000 Arbeiter*innen, die ihre täglichen Aufträge über digitale Plattformen entgegennehmen. Jessica arbeitet als Reinigungskraft. „Die Plattform behält die Hälfte der Auftragssumme als Servicegebühr ein“, sagt sie, aber am Ende des Tages hat sie immerhin Geld in der Tasche. „Für Aufträge in reicheren Gegenden zahlt man mehr, für mich bleibt der Stundenlohn immer gleich.“

Ihre Arbeit besteht aus mehreren Gigs am Tag – kurzfristige Jobs als Freelancerin. Laut Prognosen wird im Jahr 2025 weltweit ein Drittel aller Jobangebote über digitale Plattformen laufen; die Gig Economy wächst rasant. In Ländern geringen und mittleren Einkommens senken diese Plattformen die Barrieren zum Eintritt in den Arbeitsmarkt. Manchmal residiert der Auftraggeber wie bei Jessica in derselben Stadt, manchmal auf einem anderen Kontinent: Etwa hinter dem Chatbot ChatGPT stecken mitunter tausende Clickworker, die zu einem Stundenlohn von zwei US-Dollar die Künstliche Intelligenz für ihre Sprachnachrichten füttern und trainieren. Die Gig Economy schafft neue Jobs, neue Einkommen. Auf der anderen Seite transportiert die Digitalisierung die bestehenden sozialen Ungleichheiten auch in ihre eignen Arbeitsfelder, lässt die Kluft zwischen Reich und Arm noch weiter wachsen. Denn Arbeiter*innen wie Jessica sind auf den Plattformen Selbständige: Wer einen Job nicht annimmt, macht Platz für andere, die einwilligen. Krasse Machtasymmetrien herrschen vor, gesetzliche Sorgfaltspflichten fehlen; die Prekarisierung von Arbeit nimmt ihren Lauf.

Man könnte auch anders. Für Handel oder Textilien existieren Standards, aber nicht für Arbeit. Daran arbeitet die Gig Economy Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Unter anderem unterstützt es die 2018 vom Oxford Internet Institute gegründete „Fairwork Foundation“, welche die Arbeitsbedingungen auf Plattformen transparenter machen und verbessern will. „Diese Dienstleistungen werden nicht verschwinden“, sagt Mark Graham, der Oxforder Professor für Internet-Geografie und Direktor von „Fairwork“. „Es ist unethisch zu sagen: Entweder wir machen das mit einem ausbeuterischen, unterbezahlten und gefährlichen Job oder wir lassen es ganz bleiben.“ In Kooperation mit dem BMZ versucht „Fairwork“ die Bedingungen der Arbeiter*innen zu verstehen und bewertet die Plattformen nach erarbeiteten Grundsätzen; mit einigen von ihnen ist man in einen Konsultationsprozess getreten und hat Erfolge erzielt; mittlerweile ist „Fairwork“ in 38 Ländern aktiv. „Wir stellen keine utopischen Forderungen an sie, sondern zeigen ihnen, wie wichtige Mindeststandards für faire Arbeit tatsächlich umgesetzt werden – oft bei ihren Konkurrenten“, sagt Graham. „Einige der Plattformen erkennen den Mehrwert, den wir für ihr Geschäft schaffen können, und entscheiden sich für eine proaktive Zusammenarbeit mit uns.“

Faire Arbeit ist ein Baustein von vielen in der Digitalstrategie des BMZ. Digitalisierung wird nicht nur in entwicklungspolitische Prozesse eingebunden, um gesteckte Ziele effektiver und transparenter zu erreichen. Sie ist schlicht nicht zu umgehen und stattdessen Werkzeug der Gegenwart zum Gestalten der Zukunft. Die Gleise werden jetzt gelegt, und wer die Richtung mitbestimmen will, muss handeln. Digitalisierung wird in die DNA der Entwicklungszusammenarbeit eingeschrieben, nicht bloß in die derzeit rund 600 Projekte in 90 Ländern des BMZ, die bereits digitale Technologien nutzen, sondern in die Strukturen an sich. Codewörter dieser Digitalpolitik des BMZ sind „Werteorientierung“ und „Sozial-ökologische und feministische Ausrichtung digitaler Transformationen.“ Warum? Dies ist nicht nur eine Frage von Gerechtigkeit, sondern auch von Effizienz.

Die Ausgangslage: Noch sind 2,7 Milliarden Menschen offline, weltweit haben nur jede fünfte Frau und jeder dritte Mann Zugang zum Internet. Die Entwicklungsarbeit hat schon seit vielen Jahren erkannt, dass Bemühungen ohne einen Fokus auf Frauen und ihre Rechte wenig erfolgversprechend sind; sie zielten dann an 50 Prozent der Bevölkerung vorbei. Warum also auf die Hälfte der Kompetenzen verzichten? Ohne Frauen kein Fortschritt – dieser Fakt kann geleugnet werden, aber nicht verschwinden. Für das BMZ und die GIZ als Durchführungsorganisation bedeutet dies, dass Projekte zu diesen Digitalisierungsthemen länger dauern, ein längerer Atem benötigt wird, müssen doch mehrere Herausforderungen gleichzeitig bewältigt werden. Die so genannte „Rendite“ zahlt sich derweil sofort aus: Will die Weltgemeinschaft die Nachhaltigkeitsziele bis zum Jahr 2030 nicht aus den Augen verlieren, benötigt sie digitale Entwicklungssprünge. Und dazu braucht sie alle Menschen.

@ Christina Morillo von Pexels 

Open Source Projekte

Um neue Ansätze und Methoden in der internationalen Zusammenarbeit geht es auch in einem Kreativraum, dessen Einrichtung eine einzige Botschaft ist. Innovatives Büro-Design, modulare Möbelstücke, moderne IT. Heute agiert im Erdgeschoss des Ministeriums in Berlin-Mitte das „digilab“ – eine Art agile Projektgruppe zwischen BMZ, GIZ und KfW für digital-transformative Beratungsangebote. „Der Raum disruptiert“, sagt Manuel Marx, „hier herrscht eher ein Start-up-Geist als der einer Behörde“. Der Projektleiter der GIZ verfolgt vor Ort den neusten Planungsstand von „Mojaloop“, eine digitale Zahlungsinfrastruktur auf Basis von Open Source, die gemeinsam mit der Bill & Melinda Gates Foundation gefördert wird. Ein Blick auf seinen Bildschirm zeigt ratternde Zahlenreihen und dann ein virtuelles Whiteboard, an dem Marx die Anforderungen verschiedener Nutzer*innen studiert. „Bei Mojaloop geht es um die inklusive Vernetzung verschiedener Finanzpartner, vom kleinbäuerlichen Betrieb bis zur Bank. Es ermöglicht den Aufbau eines integrativen Dienstleistungssystems für ein ganzes Land oder eine ganze Region und hilft den Menschen vor Ort, Zugang zu digitalen Finanzdienstleistungen zu erhalten und sie entsprechend ihrer Bedürfnisse zu nutzen.“ In vielen Ländern mit geringerem Einkommen sind Menschen ohne Bankverbindung. Digitalisierter Zahlungsverkehr kann als Treiber für finanzielle Inklusion und gesellschaftlichen Wandel sorgen. „Mojaloop ist digitales öffentliches Gut mit enormem Potenzial“, sagt Marx. Heute wird er noch einen Call mit dem lokalen Implementierungspartner AfricaNenda vorbreiten, die Firma arbeitet an dem technologischen Aufbau digitaler Finanzsysteme in vielen afrikanischen Ländern und bereitet den Start von Mojaloop in Ruanda vor. „Das Setup ist erstellt“, sagt er zufrieden. „Nun geht es an die Umsetzung.“

Open Source ist nicht nur bei diesem Projekt eine Grundbedingung. Das BMZ verfolgt die Strategie einer Digitalisierung, die weder vom Staat noch vom Markt gesteuert ist, sondern auf Datensouveränität achtet. Die großen Player wie USA und China setzen andere Prioritäten. Sie beherrschen das weltweite Feld digitaler Wertschöpfung. Entsprechend bestimmen sie Regeln. Umso wichtiger ist die Schaffung von Räumen im Internet und in der Künstlichen Intelligenz (KI), die allen offenstehen.

 

Demokratisierung von Künstlicher Intelligenz durch den Abbau von Sprachbarrieren

@ Kampus Production von Pexels 

Eine Barriere von vielen: die Sprache. In afrikanischen Ländern etwa sind viele Anwendungen nicht in den Landessprachen; nicht jeder spricht, liest und schreibt Englisch oder Französisch. Diese Unterrepräsentanz afrikanischer und asiatischer Sprachen in der Entwicklung von KI gehen einige Projekte des BMZ an. Gerade digitale Sprachdienste eigenen sich zur Inklusion. Ein Beispiel: Ein Chatbot in Ruanda, der detaillierte Informationen zu COVID-19 bereitstellt. Ein Handy, eine kurze Ziffernfolge eingeben, und schon kann man in der Landessprache Kinyarwanda erfahren, wie viele Fälle es in der Region gibt, wo man sich testen lassen kann und was zu beachten ist, wenn man unterwegs ist. Entwickelt hat die GIZ mit dem Projekt FAIR Forward den Chatbot gemeinsam mit der Mozilla Foundation und lokalen Partnern wie dem Start-up Umuganda. Und dies ist erst der Anfang: Mehr als 2.000 Stunden Sprachdaten wurden bisher in Kinyarwanda aufgenommen und verarbeitet. Die Daten stehen allen Entwickler*innen frei und offen zur Verfügung. Damit wurde ein Chatbot-Prototyp geschaffen, ein textbasiertes Dialogsystem. „Kinyarwanda hat sich zum am schnellsten wachsenden Datensatz und zweitgrößten Open-Voice-Datensatz weltweit entwickelt“, sagt Audace Niyonkuru, Gründer von Digital Umuganda. Umuganda heißt der Tag im Monat, an dem die Menschen in Ruanda ehrenamtliche Arbeit leisten. Das Start-up hat diesen Tag ins digitale Zeitalter gebracht und ruft regelmäßig Menschen dazu auf, ihre Sprache zu „spenden“, damit andere davon profitieren können. Dabei wurden die Sätze in Kinyarwanda von Tausenden Freiwilligen aufgenommen. Die Sprache wird von mehr als 12 Millionen Menschen gesprochen, auch in angrenzenden Staaten. Diese Trainingsdaten fördern das gesamte lokale Digitalumfeld. Sie ermöglichen, dass Entwickler*innen aus anderen Regionen darauf zugreifen und die Informationen für regionale Zwecke anpassen können. Denn die gesammelten Daten sind vielseitig einsetzbar: von interaktiver Beteiligung der Bürger*innen über Apps, die Pflanzenarten und Krankheiten bestimmen, bis hin zu Chatbots, die etwa Fragen zu nachhaltiger Landwirtschaft beantworten. Offene Datensammlungen fördern digitale Innovationen, besonders im Globalen Süden, und tragen so zur Demokratisierung von Künstlicher Intelligenz bei.

Diese neuen Kollektionen überbrücken auch die klassischen Kinderkrankheiten der KI, nämlich die Informationslücken bei der Erfassung von Daten, welche die Lebensrealität aller Geschlechter adäquat ablichten. Ansonsten setzt sich die bestehende Marginalisierung bestimmter Gruppen auch im Netz fort. Da Algorithmen auf Basis existierender Daten trainiert werden, reproduzieren sie existierende Vorurteile und verstärken Diskriminierung. KI-Systeme werden von den Prioritäten und Vorurteilen – bewusst und unbewusst – der Menschen geprägt, die sie entwickeln: ein Phänomen, das Joy Buolamwini als „Coded Bias“ (algorithmische Verzerrungen) bezeichnet. „Frauen und BPoC sind in der Entwicklung von KI immens unterrepräsentiert“, sagt die Gründerin der Initiative „Algorithmic Justice League“. Algorithmische Audits gelten als Schlüsselstrategie zur Aufdeckung von algorithmischen Verzerrungen. „Auf dem Weg zu algorithmischer Fairness und Transparenz stehen wir noch am Anfang. Es stehen uns noch viele Türen offen, was die Gestaltung der Zukunft von Künstlicher Intelligenz angeht. Aber wenn wir sie menschenzentriert, inklusiv und feministisch gestalten wollen, müssen wir jetzt handeln.“

Wie viel Luft nach oben bei den aktuellen KI-Anwendungen ist, zeigt ein simples Beispiel mit ChatGPT. „Wer ChatGPT auffordert, eine traditionelle Hochzeit zu beschreiben, erhält eine Erzählung von der Braut in Weiß und dem Bräutigam in schwarzem Anzug“, sagt Kathleen Ziemann, Co-Lead des Projekts „Fair Forward – Künstliche Intelligenz für alle“ bei der GIZ. „Dieser geschilderte Blick hat aber mit der Realität zum Beispiel einer indischen Hochzeit wenig zu tun.“ Solche Beispiele für die kulturelle Vorprägung von Datensätzen gibt es viele. Das Projekt widmet sich der offenen und nachhaltigen Entwicklung und Nutzung von künstlicher Intelligenz und unterstützt dabei besonders Partnerländer in Afrika und Asien.

 

Nachhaltige Transformation durch Künstliche Intelligenz

@ Paul Szewczyk von Unsplash

Einen weiteren, gemeinhin ausgeblendeten Aspekt bildet der ökologische Fußabdruck von KI. Eine Google-Suchabfrage etwa erfordert eine Rechenleistung von 0,3 Wattstunden, was dem Verbrauch einer Energiesparlampe entspricht, die eine Stunde lang brennt. In eine andere Dimension stößt dabei ChatGPT vor: Eine dortige Suchabfrage konsumiert 1000 mal so viel Strom wie die obige Google-Suche und entspricht 60 Handyladungen; auch für KI gilt, dass der Strom nicht nur aus der Steckdose kommt. So also, wie das BMZ mit „Fair“ und „Feminist“ zwei Dinge zusammenbringt, die bisher traditionell voneinander getrennt gedacht worden sind, kombiniert die deutsche Entwicklungspolitik nun „Digitalisierung“ und „Klima“. Gemeinsam können beide Blöcke einen wirklichen Unterschied ausmachen: die digitale und die grüne Transformation hin zu einer klimagerechten Zukunft – innerhalb der natürlichen Grenzen unseres Planeten. Vereint bilden sie die Twin Transition. Noch stehen viele Projekte am Anfang, werden gerade erst angestoßen. Twin Transition ist der größte Treiber von Veränderungen; auch und gerade in der Entwicklungszusammenarbeit.

Wie KI bestehende grüne Transformationsprojekte vorantreibt, zeigt etwa das Engagement des „Digital Transformation Center“ (DTC) in Indonesien. Das DTC ist eine Institution der GIZ, das sich unter anderem zum Ziel setzt, den Planeten zu schützen und das Leben auf der Erde zu bewahren Der Inselstaat bildet mit seinen riesigen Regenwäldern ein Bollwerk gegen den Klimawandel, speichern diese doch Unmengen an Kohlenstoff. Diese schrumpfen indes. Ihr Areal wird von Landwirtschaft begehrt, besonders Palmöl ist global stark nachgefragt. Rodungen sind die Folge, begleitet von Rechtsstreiten, wem das Land gehört; nicht selten werden indigene Bewohner*innen vertrieben. Um an diesem Punkt Wissen einzubringen, werden Gebiete mittels Referenzfeld-Daten kartiert, indem die lokale Kartierungsorganisation „Indonesian Community Mapping Network” oder “Jaringan Kerja Pemetaan Indonesia”“ (JKPP) und die „High Carbon Stock Approach (HCSA) Foundation” beteiligt sind. Finanziert wird das Projekt von “FAIR Forward”, unterstützt vom DTC Indonesien. Der Fokus dieses Mappings liegt auf der Fähigkeit von Wäldern, Kohlenstoffe zu speichern: Je dichter das Grün, desto intensiver der Emissionsblock. „Die genaue Erfassung dieser Gebiete und deren Biomasse ist ein wichtiger Schritt“, sagt Ruth Schmidt, Beraterin der GIZ-Initiative „FAIR Forward“. „Dadurch können fundierte Entscheidungen darüber getroffen werden, welche Gebiete vor Abholzung und zur Bewahrung von Lebensraum indigener Bewohner*innen geschützt werden sollten und welche für nachhaltige Landwirtschaft geeignet sind, um nachhaltige Lieferketten mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zu fördern.“ Die Genauigkeit von Karten sei für eine effektive Landnutzungsplanung und -verwaltung notwendig, um nachhaltige Forstwirtschaftspraktiken zu unterstützen, einschließlich der verantwortungsvollen Beschaffung von Produkten.

Und hier kommt KI zum Einsatz: Der Kooperationspartner ETH Zürich verwendet die gesammelten Daten zusammen mit hochauflösenden Satellitenbildern als Basis, um Computermodelle zu generieren, die eine Auflösung von bis zu zehn Metern erreichen. Damit macht KI diesen Ansatz der Sammlung offener Daten effizienter, kostengünstiger und bietet die Möglichkeit der Skalierung über geografische und regionale Grenzen hinweg. „Die Bedeutung des Waldes in Indonesien bei der Speicherung von Kohlenstoffen für die Welt wurde anerkannt“, sagt Yustina Artati, Senior Research Officer des Center for International Forestry Research and World Agroforestry (CIFOR-ICRAF), mit Sitz in Indonesien. „Regierungsdaten zeigen, dass die Entwaldung in den vergangenen Jahren stark abgenommen hat.“ Die Wälder würden auch eine wichtige Rolle für den Lebensunterhalt von vielen Menschen einnehmen, so die Researcherin. Und ihr Kollege Beni Okarda: „KI kann für den Staat wie ein Warnsystem funktionieren, damit er weiß, wo er schnell zum Waldschutz zu reagieren hat.“ Auch in anderen Bereichen des Katastrophenmanagements wie Waldbränden oder Tsunamis werde KI eine immer stärkere Rolle spielen“, sagt der Senior Research Officer bei CIFOR-ICRAF.

KI zeigt meist zwei Gesichter. Auf der einen Seite hilft sie Bäuerinnen und Bauern etwa mittels schlichter Apps, Krankheiten ihrer angebauten Pflanzen in Echtzeit zu erkennen oder über lokale Datensätze Feldfrüchte zu klassifizieren, sie eröffnet Analphabeten die Teilhabe über Sprachsteuerung, boostet die Entwicklung innovativer Produkte und kann Hindernisse in Entwicklungs- und Schwellenländern abbauen. Doch auf der anderen Seite mangelt es an Rahmenbedingungen zum verantwortungsvollen und lokal angepassten Einsatz von KI: So besitzen heute nur 25 von 54 afrikanischen Staaten eine Datenschutzgesetzgebung und erst wenige Vorreiterländer wie Kenia und Indien eine KI-Strategie. Die Initiative „FAIR Forward“ engagiert sich hier für ein Empowerment rund um eine wertebasierte KI, samt dem Aufbau lokaler Lernkompetenzen, der Bereitstellung von lokalen Trainingsdaten und Open-Source-KI-Technologien.

Digitalisierung ist ein Menschheitsprojekt. Ob wir wollen oder nicht: Wir befinden uns auf einer unaufhaltsamen Reise in die Zukunft. Und wir entscheiden darüber, welche Wegpunkte auf dieser Reise entstehen. Die Digitalstrategie der deutschen Entwicklungspolitik bietet eine Orientierung hin zum nachhaltigen Wachstum, zum Eindämmen von Gefahren für die Menschheit und den Planeten – und zu einer besseren Welt für alle.