• 02.06. bis 13.06.2025
  • Genf, CH

113. Tagung der Internationalen Arbeitskonferenz

Conference Plenary. 113th International Labour Conference, Palais des Nations, Geneva, Switzerland. 4 June 2025. Photo Pierre Albouy / ILO
Ein Wendepunkt für Plattformarbeit?

Die 113. Sitzung der Internationalen Arbeitskonferenz findet vom 2.-13. Juni 2025 in Genf statt und markiert einen Wendepunkt für die Plattformarbeit. Zum ersten Mal stehen die Arbeitsbedingungen in der Plattformwirtschaft auf der Tagesordnung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).

Einst kaum als Arbeit anerkannt, ist Plattformarbeit nun zu einem Thema geworden, dessen Bedeutung kaum überschätzt werden kann. Viele Plattformarbeitende sind auf den Straßen sichtbar, auf ihren Fahrrädern und in markierten Fahrzeugen unterwegs und verändern, wie wir die Stadt erleben und uns in ihr bewegen. Die Bestellung mit einem Klick wird zur neuen Realität des Einkaufens und der Lieferung und revolutioniert auch andere Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Kinderbetreuung. Gleichzeitig arbeiten jedoch Hunderte Millionen von Arbeitenden hinter ihren Laptop-Bildschirmen, die selten als Teil dieser neuen globalen, durch Plattformen verbundenen Belegschaft anerkannt werden. Die Plattform diktiert die Spielregeln, entscheidet über die Bezahlung und kann einseitig die Konten der Arbeitenden einschränken oder sogar deaktivieren.

Daher ist die Regulierung der Plattformarbeit und des algorithmischen Managements eine vorrangige Aufgabe. Die Einigung auf internationale Standards ist dringend erforderlich, um Sicherheit zu schaffen und die Arbeiter*innen im digitalen Zeitalter zu schützen. Die Bedeutung eines möglichen Übereinkommens reicht über die Plattformarbeit hinaus und hat Auswirkungen auf uns alle, da Digitalisierung die Arbeit im Kern verändert.

Die Konferenz führt Bemühungen an, um gute und faire Bedingungen nicht nur in der digitalen Arbeit, sondern auch in der traditionellen Beschäftigung umfassender sicherzustellen. Denn auch in der Letzteren ist der Aufstieg des Gig-Modells erkennbar, das auf kurzen Arbeitsaufträgen basiert und in der Plattformwirtschaft sektorenübergreifend verbreitet ist. Vierzig-Stunden-Arbeitswochen sind nicht mehr die Norm und werden vielmehr zu den Einhörnern unserer Zeit.

Die Zukunft der Arbeit von gestern ist die Realität der Arbeit von heute. In den nächsten Tagen werden wir beobachten, wie die ILO-Mitglieder – Regierungen, darunter auch das deutsche Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Arbeitnehmer*innen- und Arbeitgeber*innenvertretungen – den Weg nach vorne diskutieren. Dies ist eine seltene Gelegenheit, ein so wichtiges Thema ins Rampenlicht zu rücken. Die gemeinsame Hoffnung ist, dass diese Chance zum Guten genutzt wird.