Digitalisierung macht Prozesse effizienter, schneller und transparenter – das gilt auch für die Umsetzung der Agenda 2030. Gerade um junge Zielgruppen zu erreichen sind digitale Technologien häufig alternativlos.

Momentan setzen rund 500 Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit digitale Komponenten ein – zur Verbesserung der Verwaltungssysteme, der Bildungs- und Gesundheitssysteme, der Beratung von digitaler Transformation und vielen anderen Themen. War die Verwendung digitaler Elemente bisher ein spannender Trend, fordern zunehmend Partnerländer Digitalisierung als modernen Standard an.

Was bedeutet digital by default?

Das Konzept digital by default beschreibt das Selbstverständnis, in dem digitale Komponenten jedes Vorhaben in der Umsetzung unterstützen. Dabei steht der Ansatz nicht für einen grundsätzlichen Zwang zum Einsatz von digitalen Werk zeugen oder Methoden in den Aktivitäten eines Vorhabens. Es findet jedoch eine Umkehr der Beweislast statt: Sollten keine digitalen Elemente genutzt werden, ist die fehlende Zweckmäßigkeit des Einsatzes aufzuzeigen. Dieser Ansatz wird erfolgreich seit 2012 von der britischen Entwicklungsagentur DFID, seit 2016 vom belgischen Entwicklungsministerium und seit 2018 von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) umgesetzt. Die Belgier haben diesen Standard in ihrer Digital for Development-Strategie der belgischen Entwicklungszusammenarbeit verankert. DFID hat die Prüfung digitaler Optionen zudem in die Konzeptionsphase von Projekten integriert. Damit will die Agentur unter anderem digitale Standards wie die internationalen digital principles durchsetzen und unnötige Kosten für Parallelentwicklungen von Software sparen.

Stand der Dinge

Mit der Digitalstrategie des BMZ wurden fünf Schwerpunktthemen zur Anwendung der Digitalisierung in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit definiert. Die GIZ setzt zur Umsetzung auf digital by default. Seit 2018 arbeiten alle operativen Bereiche nach diesem Prinzip. Weitere Durchführungsorganisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit prüfen diese Herangehensweise bei der Erstellung ihrer Digitalstrategien. Erste Erfahrungen unterstreichen, dass die Möglichkeiten des Technologieeinsatzes möglichst früh und chancenorientiert in der Konzeptionsphase eines Projektes geprüft und mitgedacht werden müssen. Gleichzeitig ist die Unterstützung der Verantwortlichen mit Digitalexpertise essentiell. Neben Publikationen und Leitlinien, wie den Principles for Digital Development von führenden Gebern und Durchführungsagenturen) gehört zur Kompetenzentwicklung auch der Austausch mit Digitalexpertinnen und -experten.

Umsetzung durch Stufenmodell

Für die Umsetzung des digital-by-default-Ziels erhalten die Vorhaben der GIZ Unterstützung von Digitalexpertinnen und –experten. Für Neuvorhaben prüft der Fach- und Methodenbereich im Rahmen seiner Beteiligung an Prüfungen und Konzeptentwicklung die Anwendung von digitalen Technologien und Methoden in der Umsetzung. Bei laufenden Vorhaben unterstützen im Bereich Sektor- und Globalvorhaben (GloBe) der GIZ zudem digitalaffine Beraterinnen und Berater im Rahmen des <Digital Lab>. Dazu werden die Vorhaben von einem Tandem zu möglichen digitalen Lösungen kollegial beraten. Die Beratungsleistungen werden dokumentiert und können dann vom Team umgesetzt werden.

Im Rahmen der Abfragen zum BMZ-Digitalportfolio, werden Projekte auf die Verwendung bestimmter digitaler Technologien und Methoden und deren Relevanz für die Zielerreichung geprüft. Ebenso wird der Ressourceneinsatz für diese Komponenten bewertet. Damit kann nun zum ersten Mal, eindeutig durch das BMZ bestimmt werden, was ein Digitalprojekt ist. Die GIZ hat zur weiteren Bewertung dieser Projekte ein Stufenmodell für digitale Projekte entwickelt. So wissen Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie Projektverantwortliche, wo sie stehen und wie sie einen Schritt digitaler werden können. Die Projekte können außerdem Zeit und Geld sparen, indem sie sich fachlich intensiver zu ihren Erfahrungen austauschen und Technologielösungen teilen. In Zukunft kann damit nicht nur bestimmt werden, wie viele Projekte definierte digitale Elemente einsetzen oder Leistungen bieten. Vielmehr können genauere Digitalisierungsgrade bestimmt und die Projekte festgesetzten Digitalisierungsstufen zugeordnet werden.