Fairwork Cloudwork Ratings 2023: Arbeit im planetarischen Arbeitsmarkt

  • Autor*innen

    Georgina Lubke, Sudeep Bhargava, Jonas Valente, Pablo Aguera, Navneet Gidda

© Maarten van den Heuvel / unsplash

Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch, und die Nachfrage nach Cloudwork – Arbeitsplätzen, die von remote arbeitenden Personen über Plattformen online erledigt werden – hat deutlich zugenommen. Forschungen im Jahr 2020 schätzten die globale Online-Arbeitskraft auf rund 163 Millionen Menschen, darunter Millionen von Arbeitskräften in Ländern wie Indien, Kenia und Venezuela. Selbst im Vereinigten Königreich hat der TUC berichtet, dass sich der Anteil der Beschäftigten im Cloudwork seit 2016 fast verdoppelt hat.

Cloudwork strebt an, eine Lösung für diejenigen zu bieten, die während der COVID-19-Pandemie ihr reguläres Einkommen verloren haben, und für diejenigen, die Schwierigkeiten haben, die steigenden Lebenshaltungskosten zu bewältigen. Aber profitieren die Arbeitskräfte wirklich davon? Der Fairwork Cloudwork-Bericht von 2023 hat die Realitäten der Arbeit auf Mikroarbeits- und Freelance-Plattformen aufgedeckt. Zum dritten Mal in Folge hat das Fairwork-Projekt mit Unterstützung der GIZ, beauftragt vom BMZ, die Arbeitsbedingungen auf 15 der weltweit wichtigsten Online-Arbeitsplattformen bewertet: ComeUp, Prolific, Terawork, Appen, SoyFreelancer, Upwork, Clickworker, Elharefa, Fiverr, PeoplePerHour, Scale/Remotasks, Amazon MTurk, Freelancer, Microworkers und Workana.

Bewertungen und Änderungen der Plattformpolitik

Der Bericht bewertet die Plattformen anhand von fünf Prinzipien fairer Arbeit und gibt jeder von ihnen eine Bewertung von 1 bis 10 ab. ComeUp, Prolific und Terawork waren an der Spitze des Rankings und erzielten 5 von 10 Punkten, gefolgt von Appen mit 3 Punkte. Das zeigt, dass die Plattformen weit davon entfernt sind, die grundlegenden Standards fairer Arbeit gemäß den Prinzipien zu erfüllen. 11 der 15 Plattformen erzielten weniger als 3 Punkte, und 4 von ihnen konnten nicht nachweisen, dass sie zumindest eines der Prinzipien erfüllen.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Fairwork-Projekt haben einige Plattformen die Bereitschaft gezeigt, den Dialog oder Verhandlung anzunehmen und Änderungen an ihren Richtlinien und Praktiken vorzunehmen. Zum Beispiel, haben ComeUp und Terawork Änderungen eingeführt, um sicherzustellen, dass die Arbeiter*innen einen lokalen Mindestlohn verdienen. Sie haben außerdem eine Zeitabschätzung gegeben, wie lange ein Job dauern wird. Darüber hinaus hat Appen Änderungen an ihrer Jobbörse vorgenommen, um die Verfügbarkeit von Aufträgen zu erhöhen. Hinsichtlich der Verträge haben ComeUp und Terawork eine Kündigungsfrist von 30 Tagen für Vertragsänderungen hinzugefügt und einen Kommunikationskanal bereitgestellt. SoyFreelancer hat eine Klausel eingeführt, die es den Arbeiter*innen ermöglicht, Aufträge zu stornieren, wenn sie Schwierigkeiten mit dem Kund*innen haben. Schließlich haben drei Plattformen (Terawork, Appen und SoyFreelancer) positive Änderungen an ihren Disziplinar- und Beschwerdeverfahren vorgenommen, um gegen ungerechte Disziplinierung vorzugehen und einen fairen Beschwerdeprozess für die Arbeiter*innen zu gewährleisten.

 

Eine Arbeitskraft im Schatten der Regulierung

Mit dem Wachstum der künstlichen Intelligenz und der zunehmenden Flexibilität der Arbeit ist zu erwarten, dass immer mehr Arbeiter*innen dieser globalen Online-Arbeitsmarkt beitreten werden. Eine Eigenschaft, die diese Art von Arbeit von traditionellen Jobs unterscheidet, ist, dass sie außerhalb der Grenzen nationaler Arbeitsvorschriften operiert. Daher sind die Arbeiter*innen oft von grundlegendem Schutz wie einem Mindestlohn, sozialer Absicherung oder kollektiver Vertretung ausgeschlossen. Während einige Plattformen beginnen, in die richtige Richtung zu gehen, erfordert der weit verbreitete Unsicherheitskontext, regulatorische Antworten auf nationaler und internationaler Ebene.

Eine Gelegenheit zur Verbesserung der Bedingungen für Cloudworker*innen ist eine internationale Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation, die auf ihrer nächsten Konferenz im Jahr 2025 besprochen wird. Eine solche Konvention könnte den Grundstein legen, um Missbrauch und unfaire Praktiken auf digitalen Arbeitsplattformen einzuschränken. Darüber hinaus würde sie einen zentralen Bezugspunkt für die Genehmigung und Umsetzung nationaler Gesetze zur Online-Plattformwirtschaft schaffen. Die Regulierungsvorhaben zur Überwachung der Arbeitsbedingungen entlang der Lieferketten in Deutschland und der EU könnten auch eine Gelegenheit bieten, die Bezahlung und Bedingungen der Cloudworker*innen zu verbessern.

Die Fairwork-Prinzipien für Cloudwork-Plattformen bieten einen Maßstab, den wir gemeinsam anstreben können. Fairwork Bewertungen zeigen auch, wo und wie prominente Plattformen diese Maßstäbe nicht erfüllen, und skizzieren einen Fahrplan für positive Veränderungen. Schließlich zeigen sie auch, wo Plattformen tatsächlich ihren Verantwortlichkeiten gegenüber den Arbeiter*innen nachkommen, Standards der Fairness erfüllen und Schritte unternehmen, um die Erfahrungen der Arbeiter*innen zu verbessern. Es wird eine breite Koalition von Akteur*innen, einschließlich Plattformen, Arbeiter*innen und Gesetzgeber*innen, erfordern, um eine gerechtere Zukunft der Plattformarbeit herbeizuführen. Die positiven Maßnahmen, die von Plattformen als Reaktion auf die Fairwork-Bewertung ergriffen, zeigen, dass das möglich ist und dies in Reichweite bleibt.

 

Handeln Sie: Das Fairwork-Pledge

Als Teil der nachhaltigen positiven Veränderungen in der Plattformwirtschaft haben wir das Fairwork-Versprechen ins Leben gerufen. Durch dieses Versprechen strebt Fairwork an, mit Organisationen in Kontakt zu treten, die aktuelle oder potenzielle Nutzer*innen von Plattformarbeit sind und ihre Verpflichtung zu fairerer Plattformarbeit öffentlich demonstrieren möchten.
Organisationen wie Universitäten, Schulen, Unternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen können die faire Plattformarbeit unterstützen, indem sie sich verpflichten, Plattformen zu nutzen, die in den Fairwork-Bewertungen am besten abgeschnitten haben. Lokale Regierungen und Verwaltungen können einen Unterschied machen, indem sie sinnvolle Regulierung unterstützen, die faire Arbeitsbedingungen fördert. Sozial verantwortliche Investor*innen oder Ratingagenturen können faire Arbeitsbedingungen unterstützen, indem sie sicherstellen, dass sie oder ihre Kund*innen in jene Plattformen investieren, die fairere Arbeitsstandards garantieren.
Mehr als 40 Organisationen haben bereits das Versprechen unterzeichnet. Auch Sie können das Versprechen unterzeichnen und fairere Plattformarbeit unterstützen!