5 Fragen an… Anna Sophie Herken

Herzlich willkommen, Anna Sophie Herken! Sie sind erst seit Mitte August Teil des Vorstands der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ. Wie waren Ihre ersten 100 Tage im Amt?

Herken: Ich fühle mich, als wäre ich schon lange Teil des GIZ-Teams. Ich bin so dankbar, dass ich so herzlich und wunderbar aufgenommen wurde und so viel Unterstützung durch die Mitarbeiter*innen erfahren habe. Eines kann ich nach 100 Tagen auf jeden Fall sagen: Das GIZ-Team ist wirklich großartig! Natürlich habe ich noch einiges zu lernen. Zum Beispiel, wie ein Bundesunternehmen funktioniert und wie die Organisation tickt. Jede Organisation ist anders und es ist wichtig, auch das Informelle und die Kultur zu verstehen.

Ansonsten freue ich mich natürlich, zu meinen beruflichen Wurzeln und früheren Erfahrungen zurückzukehren und näher an konkreten Projekten in den Partnerländern arbeiten zu können. Für die Weltbank habe ich in Washington an Projekten in Indien und Afrika gearbeitet, danach war ich bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London. Während meiner Zeit im Bundeswirtschaftsministerium habe ich mich mit dem UN-Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung, Welthandel und G8-Themen beschäftigt.

Zu Ihren ersten Reisen im Amt gehörte auch ein Besuch des Digitalzentrums in Ruanda Ende Oktober. Welche Eindrücke nehmen Sie von dem Besuch vor Ort mit, was kennzeichnet die Arbeit des Digitalzentrums in Ruanda?

Es war der erste Besuch der Außenstruktur mit der GIZ und es war beeindruckend. Was für ein motiviertes und kompetentes Team! Und auch die Treffen mit den Partnern waren wirklich etwas Besonderes.

Und diese Vielfalt an Themen! Die Arbeit des Digitalzentrums führt vor Augen, wie revolutionär und disruptiv zugleich die digitale Transformation unser Leben verändert. Mein Besuch hat mir auch gezeigt, dass es viele Möglichkeiten gibt, von unseren Partnern zu lernen. Gerade im Bereich der Digitalisierung setzen sie Innovationen um, die auch für Deutschland und Europa von großem Nutzen wären.

Von Landwirt*innen, die digitalen Kompetenzen erwerben, über Grundschulkinder, die im Robotikunterricht wichtige Fähigkeiten für die Zukunft lernen, bis hin zu Menschen mit Behinderungen, die dank einer nationalen Strategie zur digitalen Inklusion gesellschaftliche Teilhabe erleben.

Begeistert hat mich auch, wie viele Mädchen und junge Frauen sich für digitale Technologien interessieren. Auch wenn es hier noch viel zu tun gibt, um die digitale Geschlechterkluft abzubauen. Auch hier können wir viel von unseren Partnern lernen.

Sie sind in der GIZ für die Themen Digitale Transformation und Afrika zuständig. Wie sehen Sie die Verzahnung dieser beiden Bereiche und was sind die drängendsten Themen aus organisatorischer Sicht?

Auch die afrikanischen Gesellschaften befinden sich in einem tiefgreifenden digitalen Wandel und die Digitalisierung wird allein schon aufgrund der enormen demografischen Veränderungen eine wichtige Rolle spielen. Sei es in der Bildung, bei Arbeitsplätzen, beim Zugang zu Gesundheit und vielem mehr.

Ich habe in Ruanda und Nigeria gesehen, welche unglaublichen Chancen die Digitalisierung bietet. Gleichzeitig ist es gerade deshalb wichtig, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Der Wunsch nach digitaler Souveränität wächst und die Bedeutung der Digitalpolitik wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Die Weiterbildung von politischen Entscheidungsträger*innen und offene Datenmärkte sind Grundvoraussetzungen für offene Fragen und Kooperationen in der Zukunft. Genau zu diesem Thema habe ich mich Ende November mit Vertreter*innen von Smart Africa unterhalten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Themen nicht mehr isoliert betrachtet werden können, sondern zunehmend vernetzte Lösungen gefragt sind. Das bedeutet auch, dass wir vernetzt denken und Zusammenhänge antizipieren und angehen müssen. Dabei spielen Daten und Datenstrategien eine wichtige Rolle. Dazu müssen wir digitale Lösungen in unsere DNA integrieren.

Wie muss sich die GIZ Ihrer Meinung nach aufstellen, um intern und in Zusammenarbeit mit den Partnern die Digitale Transformation weltweit mitzugestalten?

Die Digitalisierung wird unsere Gesellschaft weiter verändern. Sie betrifft jeden Aspekt unseres Lebens und unserer Arbeit.

Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, aber auch Herausforderungen. Wir müssen bei allem, was wir tun, ganzheitlich denken und eine digitale Strategie vorantreiben, die interne Prozesse mit der Erbringung von Dienstleistungen verbindet.

Vor allem müssen wir uns jetzt Gedanken darüber machen, wie unser Umfeld in Zukunft aussehen wird und welche Auswirkungen die Digitalisierung auf uns haben wird. Wie können wir uns so aufstellen, dass wir in Zukunft einen Mehrwert bieten können? Was werden unsere Partner benötigen? Wie können wir uns mit digitalisierten Angeboten differenzieren? Ein Beispiel ist die Diskussion über künstliche Intelligenz. Wir müssen schauen, dass wir uns strategisch aufstellen und erkennen, was das für uns bedeutet und wo wir uns innovativ positionieren können.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wenn Sie auf einer einsamen Insel stranden würden, auf welche drei Apps können Sie nicht verzichten?

Eine einsame Insel mit WLAN und Strom für mein Handy klingt toll! Ich würde Headspace und eine Fitness-App mitnehmen, weil ich dann endlich Zeit hätte, mit Sport und Meditation anzufangen. Das habe ich mir schon seit Jahren vorgenommen. Und vielleicht noch eine Wilderness Survival App, damit ich lerne, wie ich ein Boot bauen kann, um wieder zu meinen Kindern zu kommen.