Unsere vier Nominierten für den Young Leaders in GovTech Award

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Mit dem Young Leaders in GovTech Award werden die nächsten Talente der digitalen Transformation im öffentlichen Sektor ausgezeichnet. Die Entscheidungskriterien richten sich nach den bisherigen Leistungen der Nominierten und Ideen für die Zukunft. Ziel der Auszeichnung durch PUBLIC und Tagesspiegel Background ist es, die nächste Generation an Expert*innen untereinander im GovTech-Ökosystem zu vernetzen und so noch mehr voneinander zu lernen.

Unsere Nominierten Janina Kempf, Lisa Hiemer-Maqoma, Riham Fakhry und Sarah Fischer arbeiten an weltweiten Projekten zur menschenzentrierten digitalen Transformation. Mit ihrer Arbeit wollen sie Ungleichheiten reduzieren, Demokratisierung unterstützen und die Regierungsführung verbessern.  In diesem Artikel stellen sich die Talente mit ihren Aufgaben vor und geben Einblick in ihren Purpose.

 

Janina Kempf

„In einer perfekten zukünftigen Welt könnte die Digitalisierung der Verwaltung vier Dinge Wirklichkeit werden lassen. Erstens werden wir digital qualifizierte Mitarbeiter*innen in der Verwaltung haben, die wirkungsvolle digitale Lösungen für die Verwaltung und ihre Bürger*innen ermöglichen. Zweitens wird eine digitale Verwaltung das Engagement der Bürger*innen erhöhen und sowohl die Kommunikation als auch die Transparenz zwischen ihnen und Regierung verbessern. Drittens ermöglicht die Digitalisierung den Regierungen, Dienstleistungen effizienter und effektiver zu erbringen. Viertens wird sie die datengestützte Politikgestaltung stärken und das „Rätselraten“ darüber, was für Bürger*innen hilfreich sein könnte, verringern.“

„Ich glaube, das Image der Verwaltung braucht eine Auffrischung! Natürlich assoziiere auch ich damit noch Regale voller Papierkram, Holzwände und uninspirierte Büros, die unsere Kreativität einschränken. Natürlich gibt es das immer noch, aber es ändert sich, und ich möchte Teil dieses Wandels sein. An und in der Verwaltung zu arbeiten kann auch bedeuten, sich in einem Raum voller Menschen aus Politik, Zivilgesellschaft, Forschung und Industrie zu treffen, um die Regierung von morgen zu gestalten. Wenn man sich die internationale Landschaft anschaut, können alle von der Zusammenarbeit und dem Austausch miteinander nur profitieren.“

Janina berät den Deutsch-Indischen Digitaldialog zwischen der Bundesregierung und dem indischen Ministerium für Elektronik und IT (MeitY). Gemeinsam mit den politischen Partnern, Akteuren aus der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Forschung gestaltet sie wichtige digitalpolitische Themen der deutsch-indischen Kooperation im Bereich eGovernance und eGovernment Services. Insbesondere mit Indiens G20 Präsidentschaft stehen sichere und vertrauenswürdige digitale offene Güter und Infrastrukturen im Fokus der Kooperation.

Lisa Hiemer-Maqoma

„Es gibt viele inspirierende Beispiele in unseren Partnerländern, von denen wir alle lernen können: Die E-Kioske in Georgien zum Bezahlen von Gebühren und Steuern, die Nutzung von Minecraft um öffentliche Räume in Südafrika gemeinschaftlich zu gestalten, der Einsatz von menschenzentriertem Design bei elektronischen Dienstleistungen in Palästina oder die Innovationslabore in der Ukraine, die Innovationen zwischen verschiedenen öffentlichen Einrichtungen fördern.“

„Wir können lernen, wie man innovativ sein kann in Kontexten, in denen es oft an Ressourcen mangelt, es immer wieder Konflikte gibt und in denen oft widersprüchliche oder noch nicht ausgearbeitete rechtliche Rahmenbedingungen herrschen – in denen die Verwaltungskultur noch recht jung ist. Lasst uns mutig sein und unsere Herangehensweise an das Lernen und den Aufbau von Kapazitäten in Frage stellen – indem wir neue Formen von strategischen Partnerschaften fördern, anerkennen, dass GovTech neue Ansätze der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Akteur*innen erfordert und indem wir Projekte konzipieren, die Raum dafür bieten.“

Lisa gestaltet die Förderung von Digital Governance und Innovation im öffentlichen Sektor in EZ-Partnerländern aktiv mit: Etwa das BMZ Digitalvorhaben „Inclusive Digital Governance“ (INDIGO) in den Palästinensischen Gebieten oder das „Innovationslabor für EU Assoziierung“ in der Ukraine. In 2020 hat sie mit PartiCipate – einem One-Stop-Shop für inklusive Bürger*innenbeteiligung – den GIZ Innovation Fund gewonnen. Sie wechselt im März 2023 in das Regionalvorhaben „DataCipation“ – mit Schwerpunkt Förderung der digitalen Transformation mit der AU.

Riham Fakhry

„Sobald das Wort „Verwaltung“ in irgendeinem Zusammenhang auftaucht, verlieren die Menschen das Interesse oder machen sich Sorgen über die dafür benötigte Zeit. Für mich ändert sich der gesamte Eindruck, sobald der Begriff mit „digitaler Transformation“ kombiniert wird. Die Arbeit an einer echten digitalen Transformation der Verwaltung ist ein anspruchsvoller Prozess. Denn man versucht, die langweilige und ineffiziente Natur der Verwaltung in eine effiziente und einfache zu verwandeln. Das erfordert eine Menge Problemlösungskompetenz, analytisches Denken und Innovation.“

„Man könnte meinen, dass die Digitalisierung die Rolle des Menschen abschafft, doch im Gegenteil, sie sorgt für seine wirksame Beteiligung. Verschiedene Nutzer*innengruppen sollten in diesen Prozess einbezogen werden, um die entsprechende Effizienz und Relevanz zu garantieren. Man kann es vergleichen mit einem neuen Produkt das man entwickelt und das niemand nutzen will oder niemand versteht – man verschwendet viele Ressourcen. Daher ist es wichtig, die Grundlagen und Prinzipien der Digitalisierung zu verstehen und die Nutzer*innen in den Prozess einzubeziehen.“

Riham setzt im Auftrag des BMZ und in Zusammenarbeit mit der ägyptischen Regierung das Digitalvorhaben “InnoPA– Unterstützung von E-Government und Innovation in der öffentlichen Verwaltung” um. Mit einer Vielzahl relevanter Akteure aus dem europäischen und afrikanischen IKT-Ökosystem werden die Voraussetzungen für eine inklusive, digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung über menschzentrierte und innovative Ansätze geschaffen.

Sarah Fischer

„Der GovTech-Sektor birgt ein großes Potenzial zur Demokratisierung. Digitale Dienstleistungen können zu mehr Transparenz, Rechenschaft und Barrierefreiheit führen. Viele Menschen wollen nicht erst stundenlang unterwegs sein oder in einer Warteschlange ausharren, um ihren Reisepass zu erneuern oder ein Gewerbe anzumelden. Wenn ich mit ein paar Klicks Nachrichten lesen, Essen bestellen und meine Bankgeschäfte erledigen kann – warum sollte ich dann nicht auch von zu Hause aus staatliche Dienstleistungen beantragen können?“

„Digitalisierung ist ein Querschnittsthema und beeinflusst fast jeden Bereich unseres Lebens, ob es nun darum geht, wie wir arbeiten, wie wir kommunizieren oder wie wir mit Behörden interagieren. Die Vielfalt der Möglichkeiten, die mit der ständigen Entwicklung der Technologie einhergeht, hat mich in den Tech4Good-Sektor gezogen und macht die Arbeit spannend.“

Sarah setzt als Projektleiterin die globale GovStack Initiative im Auftrag des BMZ um. Gemeinsam mit EU und den Gründungsmitgliedern Estland, der International Telecommunications Union und UN Digital Impact Alliance entwickelt das Leuchtturmvorhaben der deutschen Digitalstrategie digitale Basiskomponenten für die Verwaltung. Neben Indien, Singapur und der Ukraine arbeitet das Projekt weltweit mit 12 Ländern zusammen.