Transformation zur Resilienz

Wir können nicht wissen, was uns 2023 erwartet. Aber die letzten Jahre mit der Corona-Pandemie und dem Angriffskrieg gegen die Ukraine haben gezeigt, dass wir uns auf Krisen vorbereiten müssen. Resilienz wird in diesem Zusammenhang immer mehr zum Zauberwort unserer Zeit. Wie die digitale Transformation 2023 die Resilienz der Gesellschaft steigern kann, lesen Sie hier.

Die Resilienzforschung setzt dabei – je nach Disziplin – auf unterschiedlichen Ebenen an: In der Psychologie bezeichnet Resilienz die individuelle, psychische Widerstandsfähigkeit des Menschen, während die Soziologie darunter die Fähigkeit von Gesellschaften versteht, externe Störungen zu verkraften. Vornehmlich ökonomisch wird der Begriff der digitalen Resilienz interpretiert, wenn der gezielte Einsatz und Ausbau von Technologien und digitaler Infrastruktur dazu dient, Krisen abzufedern und Leistungen aufrechtzuerhalten. Resilienz beschreibt also immer die Fähigkeit, herrschende Unsicherheit auszuhalten und sich flexibel an sich verändernde Rahmenbedingungen anzupassen.

Um Krisen abzufedern und Leistungen aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, den Globale Süden zu unterstützen. Hier leiden Menschen am meisten unter den Auswirkungen der globalen Krisen (wie bspw. dem Klimawandel). Gleichzeitig stehen ihnen weniger Ressourcen zur Verfügung, die sie der wirtschaftlichen Stabilität entgegensetzen können. Eine erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit bemisst sich auch daran, wie sehr sie zu globalen Resilienz beitragen kann.

Unterstützung in der Krise

Bei Ausbruch eines Krieges oder einer Pandemie ist schnelles Handeln gefragt. Mit gezielten Maßnahmen muss den Betroffenen sofort geholfen werden, um das entstandene Leid so gut und schnell zu mindern wie nur irgend möglich. Idealerweise fließt die Nothilfe jedoch bereits in Investitionen, die über die Krise hinaus wirken, also künftige Kooperationen erleichtern, Infrastruktur modernisieren und Gesellschaften stabilisieren – gerade angesichts der kommenden Krisen.

Digitale Pandemiebekämpfung

Die COVID-19-Pandemie kann nur durch gemeinsames globales Engagement unter Kontrolle gebracht werden. Impfstoffe sind hierbei zentral, da sie die Schwere des Verlaufs und die Weiterverbreitung des Virus verringern. Insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern sind noch recht wenige Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Vor diesem Hintergrund ist das von der WHO initiierte globale Netzwerk zur beschleunigten Entwicklung, Produktion und Verteilung von COVID-19-Medizinprodukten ein historisches Beispiel für internationale Zusammenarbeit.

Mit der Anlieferung der Impfstoffe, Medikamente und Tests in den nationalen Häfen und Flughäfen übernehmen die Empfängerländer die Verantwortung für die Verteilung. Diese Aufgabe bedeutet eine große Herausforderung: In vielen unserer Partnerländer fehlen effektive digitale Lösungen in den Gesundheitssystemen, die bei der Pandemieprävention und -bekämpfung unterstützen könnten.

Mehr über Digital Innovation in Pandemic Control

Transformation aus der Krise heraus

Die Digitalisierung ermöglicht den Nutzer*innen ein hohes Maß an Flexibilität. Dienste sind weitestgehend zeit- und ortsunabhängig abrufbar, leicht zu skalieren und stehen damit potenziell vielen Menschen zu minimalen Grenzkosten zur Verfügung .

Das Beispiel der Ukraine (vgl. Bürgerportal Diia) zeigt, wie digitale Infrastruktur und E-Government-Systeme es Regierungen in Kriegszeiten ermöglichen, mit der Bevölkerung in Kontakt zu bleiben und Unterstützung zu geben.

Krisen und Transformation schließen sich nicht aus. Vielmehr verlangen Krisen nach einer nachhaltigen Transformation – hin zu erhöhter Resilienz, also zur Fähigkeit, auch in Krisensituationen durch Anpassungen funktionsfähig zu bleiben. Künftige Maßnahmen sollten entsprechend auf eine Transformation einzahlen, die Gesellschaften insgesamt unabhängiger, flexibler und widerstandsfähiger machen. Die Digitalisierung spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Was in Zukunft wichtig wird

Die Digitalisierung hat sich in den letzten Krisen als ein wesentlicher Stabilisierungsfaktor erwiesen – und gleichzeitig unter dem Brennglas gezeigt, in welchen Bereichen noch Nachholbedarf besteht. Wenn wir die digitale Transformation nutzen wollen, um Gesellschaften resilienter zu machen, gilt es (weiterhin) folgendes zu beachten:

  1. Zugang für alle: Gerade in Krisen ersetzen digitale Angebote die analogen (im öffentlichen wie im privaten Sektor). Wenn zeitgleich insbesondere der Globale Süden unter den Folgen der Krisen leidet und gerade dort der Großteil der ca. 3,6 Milliarden Menschen ohne Internetzugang leben, wird die bestehende Ungleichheit weiter verschärft. Diese digitale Kluft gilt es zuallererst zu schließen.
  2. Sicherheit: Mit der Abhängigkeit von digitalen Infrastrukturen und der globalen Vernetzung wächst auch das Risiko von Cyberangriffen und Datenmissbrauch. Um den Risiken zu begegnen und die Sicherheit des digitalen Raums zu gewährleisten, müssen Maßnahmen seitens der Regierungsbehörden koordiniert werden.
  3. Offene Standards: Freie und offene Software sollen digitale Innovationen öffentlich zugänglich machen; offene Standards sorgen zum Beispiel dafür, dass sich Daten leichter tauschen und maschinell auslesen lassen. Damit erleichtern und beschleunigen sie den Wissensaustausch und ermöglichen Formen der internationalen wie intersektoralen Kooperation.
  4. Krisen zur nachhaltigen Transformation nutzen: Neben der direkten Nothilfe angesichts einer bestehenden Krise sollten Investitionen auch auf die Prävention und/oder Abfederung kommender Krisen einzahlen. Statt Wiederaufbau kann und sollte die Krise als eine Chance auf Umbau, Ausbau und Transformation verstanden werden. Der Veränderungsdruck durch eine akute Krise kann (bei allem verursachten Elend) ein wichtiger Impuls für Modernisierung sein.

Mit dem stetigen Veränderungsprozess der Digitalisierung wird auch 2023 die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft in Bezug auf Krisen und Veränderungen von außen stabilisiert. [digital.global] unterstützt Länder des Globalen Südens dabei, eine menschenzentrierte Digitalisierung  umzusetzen.