Open Manufacturing und Makerspaces: Gemeinschaftliche Produktion für eine nachhaltige Zukunft

Open Manufacturing beschreibt die Herstellung von physischen Objekten, die auf der Grundlage der Prinzipien von Open Design und Open Source offen und gemeinschaftlich entwickelt und produziert werden. Im Gegensatz zu Open Source Software zielt Open Manufacturing auf die Entwicklung von physischen Produkten und nicht von Software ab.

Open Manufacturing fasst die folgenden Elemente eines Produktionsprozesses zusammen:

  • offene Produktionswerkzeuge und -methoden wie 3D-Drucker,
  • wertebasierte Bewegungen wie die Maker-Bewegung,
  • neue Institutionen und Netzwerke für Fertigung und Produktion wie FabLabs.

 

Unabhängige Produktion in der internationalen Zusammenarbeit durch Open Manufacturing

Mit Open Manufacturing können Produkte lokal und relativ unabhängig von Lieferketten hergestellt werden. Die daraus resultierenden sozioökonomischen Vorteile sind vielfältig. So können beispielsweise die Produktion (und die Produktionsmittel) demokratisiert, die Produktion dezentralisiert und die Grenzen zwischen Produzent*in und Konsument*in aufgelöst werden.

Während Open Manufacturing in der Theorie einer Revolution in der Produktion gleichkommt, steht die praktische Anwendung, insbesondere in der internationalen Zusammenarbeit, noch vor einigen kontextbezogenen Herausforderungen. In Schwellenländern können sich Herausforderungen aufgrund mangelnder Fertigungskenntnisse und der Informalität der derzeitigen kleinen und mittleren Unternehmen ergeben. Ein weiteres Hindernis für die nachhaltige Nutzung von Open Manufacturing-Methoden könnte darin bestehen, dass Universitäten und Berufsbildungsprogramme nicht mit ausreichenden Ressourcen ausgestattet sind, um die erforderlichen Kenntnisse und Qualifikationen zu vermitteln.

Am Beispiel des 3D-Drucks wird deutlich, dass die Qualität von nicht-industriellen Druckern den Nutzen der gedruckten Produkte mitunter stark einschränken kann. Neben den anfänglichen Anschaffungskosten stellen auch infrastrukturelle Hürden (Zugang zu Strom, Internet, Materialien usw.) oft eine Herausforderung dar.

Dennoch werden Open Manufacturing und andere alternative Produktionsmethoden heute in Kooperationsprojekten eingesetzt, da sie die unabhängige und lokale Produktion von Gütern ermöglichen. Gleichzeitig werden die diesbezüglich noch bestehenden Hürden mit der fortschreitenden technologischen Entwicklung weiter an Bedeutung verlieren.

 

Tolocar-Projekt in der Ukraine: Mobile Makerspaces für humanitäre Lösungen

Mobile Makerspaces wie das Tolocar sind mit speziellem IT Equipment, 3D Druck, Holz- und Metallverarbeitung ausgestattete Fahrzeuge. Sie werden als bedarfsorientierte, flexible und temporär einsetzbare offene Werkstätten genutzt. Mit seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Equipment für Unterkünfte und Sanitärversorgung, 3D-Druck für Prothesen und medizinischem Material bis hin zum Bau von Messtechnik wie Geigerzählern bieten mobile Makerspaces Lösungen für akute humanitäre Probleme in der Ukraine. Auch können hiermit Lücken in Lieferketten (z. B. Ersatzteile für Wasserpumpen) überbrückt werden.

Makerspaces fördern auch Innovation, indem sie Werkzeuge für den Einzelnen zugänglich machen. Bei diesen Werkzeugen handelt es sich beispielsweise um 3D-Drucker, Lasercutter für eine Vielzahl von Materialien, computergesteuerte Fräsmaschinen oder Maschinen zur Herstellung von Textilien oder Elektronik. Im industriellen Kontext sind diese Maschinen und Geräte in der Regel groß, schwer, teuer und können nur von Fachleuten bedient werden und sind nicht für den mobilen Einsatz geeignet. In den letzten Jahren sind in der Open Tech Community kleine, erschwingliche und weniger komplexe Varianten dieser Produktionsmaschinen entstanden. Sie sind perfekt für den Einsatz in mobilen Makerspaces geeignet.

Ein Team von Ingenieur*innen und Tüftler*innen unterstützt die Entwicklung der Strukturen in der Ukraine und die Einbindung lokaler Hubs (z.B. FabLabs). Die mobilen Makerspaces können auf die globale Gemeinschaft der Maker-Bewegung zurückgreifen: So kann z.B. ein kaputtes Bauteil fotografiert und an die weltweit vernetzten Communities geschickt werden, die ihrerseits über die Lösung beraten, z.B. durch die Bereitstellung von offenen Bauplänen. Diese globale Vernetzung mit Maker*innen, Bastler*innen, IT-Enthusiast*innen und Innovator*innen ist die Voraussetzung für eine digitale Luftbrücke, die das lokale Innovationsökosystem bei der Entwicklung und Erprobung von Lösungen für einen nachhaltigen Wiederaufbau stärkt. Das Tolocar trägt so zur Verbesserung der humanitären Situation und zum nachhaltigen Wiederaufbau der Ukraine bei.