Auf einen Blick

Niger rangiert auf dem letzten Platz des Human Development Index und sieht sich Herausforderungen infolge des Klimawandels bei gleichzeitig stark wachsender Bevölkerung ausgesetzt. Die Alphabetisierung der jungen Bevölkerung ist mit 40% im weltweiten Vergleich gering – auch die Internetnutzung im Land ist im afrikanischen Vergleich niedrig. Insbesondere im ländlichen Raum sind bei einem großen Teil der Bevölkerung Elektrizität, Internetverfügbarkeit, Bandbreite und Mobiltelefonie nur teilweise vorhanden. Da gemessen am monatlichen Durchschnittseinkommen die monatlichen Kosten für mobiles Internet relativ hoch sind, benutzen wenige Personen regelmäßig das Internet. Besonders stark ist dies bei Frauen und anderen marginalisierten Gruppen der Fall.

Allerdings ist der große Anteil junger Menschen an der Gesamtbevölkerung – das Durchschnittsalter liegt bei lediglich 15,2 Jahren – sowie eine kontinuierlich verbesserte Alphabetisierung Indiz dafür, dass sich die Internetnutzungsrate enorm vergrößern kann. Daher gilt es, das Land jetzt schon dabei zu unterstützen, die Chancen und Risiken der digitalen Transformation zu erkennen und ein solides Fundament für die prognostizierte Entwicklung in diesem Bereich zu legen. Vor allem bei der Kommerzialisierung von digitalen Produkten und Dienstleistungen sowie im Bereich der (Online-) Bildung sind große Potenziale erkennbar, die bisher allerdings kaum genutzt werden. Dabei sollte ein besonderer Fokus auf marginalisierte Gruppen, wie Frauen und Mädchen, oder die Bevölkerung in ländlichen Gebieten gelegt werden, um die digitale Kluft nicht zu vergrößern. Das Digitalzentrum Niger legt daher einen starken Fokus auf die genannten Bereiche, um gemeinsam mit dem Partner bedarfsgerechte und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Unser Ansatz

Eine der treibenden Kräfte für die digitale Transformation im Niger ist das deutsche EZ-Vorhaben PromAP (Programme de Promotion de l’Agriculture Productive) im Bereich der Verbesserung von landwirtschaftlichen Methoden. Hierbei wird dem landwirtschaftlichen Sektor, der mit etwa 35% vom BIP eine tragende Säule der Wirtschaftskraft darstellt, eine dringend benötigte digitale Bibliothek für Trainings- und Schulungszwecke innovativer Methoden zur Verfügung gestellt. Im Zusammenspiel mit der digitalen Lernplattform atingi bildet dieses Vorhaben den Kern des Digitalzentrums Niger.

Wichtigster Partner bei der Umsetzung der nigrischen Digitalisierungsagenda auf staatlicher Ebene ist die nationale Agentur für Digitalisierung ANSI. Die strategische Ausrichtung wurde im Rahmen der Initiative Niger 2.0 – Smart Villages verabschiedet. Ziel des Digitalzentrums ist es, über gezielte Ansprache weiblicher Zielgruppen – zum Beispiel über Micro-Influencer*innen – Pionierarbeit zur Verbesserung der digitalen Kompetenzen von Mädchen und Frauen zu leisten. Grundsätzlich sollen dabei digitale Inhalte für alle Bevölkerungsgruppen im Alter von 15 – 59 Jahren konzipiert und aufbereitet werden.

Das Digitalzentrum arbeitet dabei vor allem in vier Themenbereichen:

Gemeinsam mit den Partnern RECA (Nationales Netzwerk für Landwirtschaftskammern) und ANSI (Staatliche Digitalisierungsagentur) wird seit 2020 eine digitale Bibliothek mit dem Fokus auf landwirtschaftliche Inhalte aufgebaut. Die öffentliche und kostenlos zugängliche Plattform soll sukzessive aktualisiert werden und als Ausgangspunkt für die gezielte Schulung von landwirtschaftlichen Beraterinnen und Beratern dienen. Aufgrund mangelnder Internet-Infrastruktur im ländlichen Raum Nigers wurden gemeinsam mit einem französischen Partnerunternehmen robuste und gleichwohl tragbare Server entwickelt. Diese ermöglichen – verteilt in vielen Regionen des Landes – unterschiedlichsten Endgeräten auch ohne Strom- und Internetversorgung jederzeit Zugang zur digitalen Bibliothek.

Das Digitalzentrum Niger war von August 2021 bis Juli 2023 aktiv und ist derzeit inaktiv.

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