Guter Rat ist nicht teuer: Mit KI für Chancengleichheit in der Landwirtschaft

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Jahrelang hatten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Schwierigkeiten, zuverlässige Ratschläge für ihren Betrieb zu erhalten. Lokale Berater*innen, die eigentlich für die Unterstützung der Landwirt*innen zuständig sind, sind oft überlastet. In vielen Regionen betreut eine Person bis zu 5.000 Betriebe, was zu einer Unmenge an unbeantworteten Fragen führt. Persönliche Besuche sind selten, und wenn sie stattfinden, kommen die Ratschläge oft zu spät. Die lokalen Berater*innen kosten zudem viel, mit bis zu 35 USD schlägt ein Besuch zu Buche. Millionen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Indien, Kenia und darüber hinaus stehen vor derselben Herausforderung: Landwirtschaft ohne zuverlässige und rechtzeitige Entscheidungsgrundlage.

Hier kommt die Agricultural Information Exchange Platform (AIEP) ins Spiel.
Die AIEP, finanziert von der Gates Foundation und koordiniert durch die BMZ-Initiative FAIR Forward hat sich auf eine simple, aber dringende Frage konzentriert:

Was wäre, wenn jede* Farmer*in, egal wo, personalisierte landwirtschaftliche Beratung in der eigenen Muttersprache erhalten könnte – und das sofort, zu jeder Uhrzeit und zu geringen oder gar keinen Kosten?

In den letzten zwei Jahren hat sich die AIEP zu einer digitalen Lebensader für mehr als 40.000 Bauern und Bäuerinnen in Kenia und Bihar, Indien, entwickelt. Anstatt wochenlang auf Antworten auf ihre Fragen zu warten, können sie jetzt eine App öffnen, eine interaktive Hotline anrufen oder über WhatsApp oder Telegram chatten, um sofort Ratschläge zu erhalten, die auf ihre klimatischen Verhältnisse, Kulturen, lokale Bodenbeschaffenheit und Sprache zugeschnitten sind.

Die Antworten kommen sofort. Sie beziehen sich immer auf meine Frage und bisher konnte ich durch die Befolgung der Ratschläge Verbesserungen bei meinem Anbau feststellen. Das zeigt, dass die Informationen zuverlässig sind.

Kleinbäuerin, 49 Jahre, über AIEP

Inklusives Design und partnerschaftliche Lösungen

AIEP wurde mit dem Fokus auf Landwirt*innen entwickelt, insbesondere auf Frauen und andere marginalisierte Gruppen, wie Personen mit geringer Bildung oder begrenzten digitalen Kompetenzen. Anstatt auf „Eine Lösung für alle“ zu setzen, hat das Projekt Minimal Viable Products (MVPs) entwickelt – also erste, einfache aber funktionsfähige Versionen eines Produkts, die mit Nutzer*innen getestet wurden, bevor sie großflächig eingeführt werden.

Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), die auf lokalem Wissen und Daten basiert, übermitteln die MVP‘s Ratschläge über verschiedene Kanäle wie Apps, Sprachanrufe und Chatbots, zu geringeren Kosten. Farmer*innen können Folgefragen stellen, Antworten in ihrer Umgangssprache erhalten und das Erlernte bei Bedarf mit ihrer Nachbarschaft teilen.

Der Open-Source-Ansatz der AIEP und das kollaborative Modell stellen sicher, dass die Lösungen anpassungsfähig, transparent und breit verfügbar bleiben. Jede Lösung wurde von einem Konsortium von Partnerorganisationen entwickelt und zielt auf Inklusion, Vertrauensbildung und multimodale Kommunikation ab, um die Zugänglichkeit und Wirkung zu maximieren.

Ich erhalte Informationen sowohl über Text- als auch per Sprachnachricht. Wenn ich eine Nachricht sende, bekomme ich sofort eine Antwort. Es ist nicht nötig, irgendwohin zu gehen, ich kann die Informationen direkt von zu Hause aus abrufen.

Kleinbauer, 33 Jahre, über AIEP

Wirkungserfolge und nächste Schritte

Die potentielle Wirkung der AIEP sieht vielversprechend aus. Anfang 2025 befragten Forschende der Firma 60decibels mehr als 800 Nutzer*innen, die die AIEP-MVP‘s verwenden. Die Ergebnisse zeigten einen durchschnittlichen Net Promoter Score von 60, der die Nutzerloyalität anhand der Weiterempfehlungsbereitschaft misst – weit höher als die Werte vergleichbarer digitaler Dienstleistungen für Landwirt*innen in Kenia und Bihar. Besonders Frauen, die oft von solchen Dienstleistungen ausgeschlossen sind, zeigten sich sehr zufrieden.

Es gibt jedoch noch Raum für Verbesserung. Einige Bäuerinnen und Bauern wiesen darauf hin, dass die Ratschläge hilfreich waren, sie aber keinen Zugang zu den benötigten Betriebsmitteln hatten, um darauf zu reagieren. Andere wünschten sich aktuelle Marktpreisinformationen, um ihre Ernten profitabler zu verkaufen. Diese Erkenntnisse sollen in der nächsten Entwicklungsphase berücksichtigt werden.

Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nutzen unsere Plattform, um Informationen zu ihren Problemen zu erhalten, ihre Fähigkeiten zu erweitern, besser zu planen und mit anderen Bauern zu interagieren und zu helfen.

Vineet Singh, Digital Green, Partner von AIEP

Das große Ganze: Landwirtschaft mit Chancengleichheit

AIEP geht es nicht nur um Technologie – es geht um Chancengleichheit. Professionelles Wissen und Know-How für Frauen, marginalisierte Gruppen und Subsistenzbauern in abgelegenen Dörfern schafft Möglichkeiten zur individuellen Entwicklung und schließt das Wohlstandsgefälle. Durch die Senkung der Kosten und die breitenwirksame Reichweite bietet die Plattform Regierungen und Berater*innen ein mächtiges Instrument, um Kleinbäuerinnen und Kleinbauern produktiver und profitabler zu machen.

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Wir stärken Bauern mit Informationsdiensten, in ihrer Sprache, zu ihren Bedingungen, wann es ihnen passt.

George Arthur Sarpong, Viamo, Partner von AIEP

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Die 5 Konsortien der Partnerorganisationen von AIEP
  • DynAG (IRRI, CIMMYT, Dexian India Technologies Private Ltd., Gramhal, IFFCO Kisan, H3i Technologies Private Limited, MICROX Foundation und Sumarth): Bietet Informationen über die App ai.sakhi und eine Hotline an, die landwirtschaftliche Beratung zu Anbauprodukten wie Pilze, Reis und Zwiebeln in lokalen Sprachen wie Hindi, Magahi, Bhojpuri und Maithili abdeckt.
  • Farmer.Chat (Digital Green, Karya, Gooey.ai): Ein KI-gesteuerter landwirtschaftlicher Assistent, entwickelt für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern mit geringen digitalen Fertigkeiten in ländlichen, strukturschwachen Gegenden. Er unterstützt sieben Sprachen (Swahili, Amharisch, Hausa, Hindi, Odiya, Telugu, Englisch) über Text, Sprache und Bilder und bietet personalisierte Beratung zu mehr als 40 Sorten basierend auf lokalen Anbaumethoden und Bedürfnissen.
  • Omnichannel Digital Assistant (Viamo, Producers Direct, HarvestPlus, Sahaj): Eine sprachbasierte Hotline für den automatisierten Dialog mit Bohnen- und Weizenbauern in Bihar und Kenia, verfügbar in Englisch, Hindi und Swahili.
  • Tech for Her (Dalberg und DeHaat): Die Lösung von DeHaat und Dalberg basiert auf einer Open-Source-Architektur, die einen maßgeschneiderten, inklusiven und interaktiven Informationsaustausch mit Bäuerinnen und Berater*innen ermöglicht, über verschiedene Kommunikationskanäle.
  • Mshauri (Opportunity International, DigiFarm, Gooey.ai): Ein WhatsApp-Chatbot, der mit einer KI-Workflow-Plattform von Gooey.ai verknüpft ist. Es handelt sich um eine erweiterte Lösung, die zunächst speziell für Malawi entwickelt und dort getestet wurde.

 

Wir entwickeln Modelle, die landwirtschaftliche Beratung für Bauern in ihrer Umgangssprache bereitstellt.

Achint Sanghi, DynAG, Partner von AIEP