Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Svenja Schulze

Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Der Klimawandel, die Corona-Pandemie, der Angriffskrieg auf die Ukraine mit seinen Folgen für die Ernährungs- und Energiesicherheit führen uns deutlich vor Augen: Die Herausforderungen unserer Zeit markieren eine Zeitenwende, auch in der internationalen Zusammenarbeit. Digitalisierung kann uns helfen, diese weltweiten Krisen besser zu bewältigen: Pandemien lassen sich durch digitale Epidemie-Management-Systeme verfolgen und eindämmen. Digitale Identitäten und elektronische Geldtransfers ermöglichen es Staaten, ihre Bevölkerung mit Basisleistungen zu versorgen – und auch in Notlagen schnell zu reagieren. Künstliche Intelligenz kann im Kampf gegen den Klimawandel dabei helfen, drohende Dürren oder Extremwetter rechtzeitig zu erkennen und sich darauf vorzubereiten.

Unser Ansatz ist auch, die digitale Transformation mit unseren Partnerländern fair und nachhaltig zu gestalten. So können beide Seiten ihre Potenziale heben und auch digital aufschließen.

Weltweit nutzen rund fünf Milliarden Menschen das Internet. Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung ist jedoch weiter abgeschnitten von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritten, die mit der Digitalisierung einhergehen. Und besonders betroffen sind Frauen und Mädchen.

Die deutsche Entwicklungspolitik setzt sich für eine internationale Digitalpolitik ein, die einen Interessenausgleich anstrebt und mit europäischen Standards untermauert ist. Damit stellen wir eine echte Alternative zu den Angeboten von Autokratien. Unser Leitbild ist eine sozial-ökologisch ausgerichtete digitale Transformation, die unseren Partnerländern Souveränität über die wichtigste Ressource des digitalen Zeitalters ermöglicht: ihre Daten. Unser Angebot führt nicht zu neuen Abhängigkeiten, sondern soll bestehende Abhängigkeiten beispielsweise von kommerzieller Software verringern. Wir bieten unseren Partnerländern deshalb Lösungen an, die beiden Seiten nutzen – beispielsweise mit digitalen öffentlichen Gütern.

Das Netzwerk für digitale Transformation in der Entwicklungszusammenarbeit ist dafür ein wichtiger Schritt. Es ist ein erstes Ergebnis des umfassenden Dialogs mit internen, nationalen und internationalen Stakeholdern. In diesem breiten Netzwerk zwischen Entwicklungspolitik, Digitalwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft bündeln wir zukünftig unsere Kräfte und legen gemeinsam den Grundstein für eine neue Form digitaler Entwicklungspolitik im Zeichen der Zeitenwende.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und lade Sie ein, auf diesen Seiten mehr über den Beitrag der Entwicklungszusammenarbeit zur internationalen Digitalpolitik der Bundesregierung und die beteiligten Akteur*innen zu erfahren.

 

Ihre Svenja Schulze

Wir setzen uns ein – für digitalen Fortschritt!

Um mit dem Perspektivthema „Digitalisierung“ die digitale Transformation der Entwicklungszusammenarbeit zu gestalten, hat das BMZ ein neues Governance-Modell mit Austauschformaten für die interne Kollaboration und die Konsultation von Partnern eingerichtet, bestehend aus einem strategischen Board und einem operativen Steuerungskreis. „Transformationsforen“ erörtern Anforderungen und Anregungen in einem Beratungsprozess mit nationalen und internationalen Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Durchführungsorganisationen. Durch diese Gremien werden die interne digitale Transformation und die Integration neuer digitaler Standards und Lösungen in die Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit gleichermaßen vorangetrieben.

 

 

 

Die Menschen hinter dem Prozess

  • MinDir Dirk Meyer

    Abteilungsleiter Globale Gesundheit; Beschäftigung, Transformation der Wirtschaft, Digitalisierung, Ernährungssicherung

  • Andreas Kottwitz

    Chief Information Officer (CIO)

  • Martin Wimmer

    Chief Digital Officer (CDO)

  • Dr. Iliya Nickelt

    Chief Data Scientist (CDS)

  • MinDir‘in Dr. Ariane Hildebrandt

    Abteilungsleiterin Grundsätze, Daten, Wirksamkeit

  • MinDir Dr. Marc Schattenmann

    Abteilungsleiter Zentralabteilung

  • Ulrich van Bebber

    Unterabteilungsleiter Daten und Wirksamkeit

  • Julia Kaiser

    Unterabteilungsleiterin Personal, Organisation, Justiziaritat

Unser Fokus

Wir leben in Zeiten multipler Krisen und massiver Umbrüche, die auch die bisherigen Gewissheiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit des Globalen Südens mit Deutschland verändern. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) muss sich neu aufstellen und so auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Wie einst der Buchdruck oder die industrielle Revolution sorgt die digitale Transformation neben dem Klimawandel für die derzeit größte disruptive Veränderung im Zusammenleben der Menschheit. Eine nachhaltig, sozial und demokratisch gestaltete Digitalisierung ist damit auch der entscheidende Hebel, um schnellere Fortschritte beim Erreichen der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu erzielen.

Globale Herausforderungen wie diese erfordern globale Antworten. Die neue Bundesregierung hat daher in ihrem Koalitionsvertrag die Gestaltung der digitalen Transformation und die Entwicklung einer internationalen Digitalpolitik zu Kernzielen der Legislaturperiode gemacht.

Damit dies gelingt, hat Entwicklungsministerin Svenja Schulze im Juni einen umfassenden Konsultationsprozess gestartet, an dessen Abschluss sich das BMZ als Vorreiter einer neu verstandenen digitalen Entwicklungszusammenarbeit präsentiert.

 

Fokus 1: Wir werden im BMZ mit unserer Modernisierungsagenda den Kulturwandel fördern.

Wer die digitale Transformation gestalten will, muss die digitale Transformation leben. Dies betrifft Skills der Mitarbeiter*innen, interne Prozesse, IT-Lösungen und Datenmanagement ebenso wie die FZ- und TZ-Maßnahmen in den regionalen und sektoralen Fachbereichen.

Deswegen setzen wir bei unseren internen Strukturen an und gehen als Transformationsministerium voran: Wir wollen agiles Projektmanagement fördern, Experimentierräume schaffen und in digitalen Workflows arbeiten. Dafür setzen wir im Bereich Netzzugang, Hardware und Anwendungen auf modernste technologische Lösungen und vernetzen uns eng mit der IKT-Branche. Mit strategischem Changemanagement begleiten wir unsere Mitarbeiter*innen und setzen den kulturellen und technologischen Wandel bei uns im Ministerium um. Das ist für uns gelebte digitale Transformation auf Augenhöhe.

Fokus 2: Wir machen Daten nutzbar!

Daten sind das A und O: Wir erhöhen die Datenkompetenz im BMZ und erweitern unsere Datenbasis, damit wir datenbasierte politische Entscheidungen treffen können. Zudem modernisieren wir unseren Datenaustausch mit den Durchführungsorganisationen, Zuwendungsempfängern und Partnerorganisationen. Sowohl für die interne Nutzung als auch für die parlamentarische und breite Öffentlichkeit bereiten wir unsere Daten zu den Projekten des BMZ künftig leicht verständlich und übersichtlich über Dashboards auf. So gelingt es uns mit unseren Partnern und anderen Durchführungsorganisationen eine nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit zu gestalten, die auf Daten & Fakten basiert.

Fokus 3: Wir gestalten eine sozial-ökologisch-feministische Digitalpolitik!

Unsere Wertegebundenheit unterscheidet die deutsche (und europäische) Digitalpolitik maßgeblich von den marktgetriebenen Modellen in den USA mit ihren negativen Folgen (Plattformökonomie, Monopole, mangelhafter Datenschutz, unfaire Arbeitsbedingungen in der Gig Economy) sowie den staatszentrierten Ansätzen in Autokratien wie China und Russland mit ihren Auswüchsen (Zensur, Propaganda, CyberWar). Unsere Welt verändert sich – hin zu GreenIT, eAgriculture, eCommerce, FinTech, eMobility, eGovernment, Smart Energy, Smart Cities. Um in diesen neuen Sektoren Fuß zu fassen, braucht es ein Umdenken. Staatswesen, Wirtschaftssysteme und kulturelle Praktiken, die nicht auf moderne Technologien zurückgreifen können, arbeiten mit veralteten Verfahren und werden im globalen Wettbewerb zunehmend abgehängt. Daher ist eine TZ oder FZ, die nicht digital by default ist, im BMZ zukünftig nicht mehr vorstellbar. Nach wie vor hat fast die Hälfte der Menschen keinen Zugang zum Internet und wird damit in ihrer Entwicklung massiv benachteiligt, die meisten davon im globalen Süden (mit zusätzlicher starker Benachteiligung von Frauen). Das BMZ will daher die digitale Transformation in der wirtschaftlichen und Entwicklungszusammenarbeit mit unseren Partnerländern so gestalten, dass digitale Klüfte überwunden werden. Gleichzeitig wollen wir uns den Risiken der Digitalisierung stellen. Wir wollen aktiv sozialer Spaltung durch Technologievorsprünge, autokratischem oder monopolistischem Missbrauch von Daten, Umwelt- und Klimaschäden durch Ressourcenverbräuche und CO2-Emissionen entgegentreten.